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Mett sieht rot

„Eine Unverschämtheit, diese neue Ampel“, echauffiert sich Marco Müller. Bei rot staut sich der Verkehr entlang der Mettstrasse vor seinem Haus. Wegen all der Abgase und des Lärms könne er dann im Sommer einen gemütlichen Grillabend im Garten jetzt vergessen. Und er ist bei weitem nicht der einzige Betroffene. Eine ganze Schar seiner Nachbarn macht an diesem Samichlausentag ihrem Ärger ob der neuen Verkehrssituation Luft. Dass sich so viele Leute spontan zu einem Interview vor der Kamera bereiterklären passiert mir als Videojournalistin selten. Eins ist für sie alle klar: Die Ampel, am Vortag in Betrieb genommen,  muss wieder weg.

Dabei habe der Verkehr auf der Mettstrasse mit der Eröffnung des Westasts der neuen Umfahrungsautobahn eben erst merklich abgenommen, klagt ein Nachbar. Und jetzt ist der kurze Tunnel unter der Bahnstrecke nur noch einspurig befahrbar. Nur bei grün, versteht sich.

Der Verkehrsverantwortliche der Stadt, in gelber Leuchtweste, versucht zu erklären, warum die Ampel nicht weg kommt:  Es handle sich um eine Begleitmassnahme für die neue Autobahn und sei vom Kanton so bestimmt. Ein gelber Punkt inmitten der aufgebrachten Anwohner. „C’est donc ce que la ville fait avec l’argent des contribuables?! » ruft ein an der Ampel wartender älterer Herr aus dem Autofenster. Ein anderer hupt. Ein bärtiger Samichlaus springt von einem Motorrad: „Also diese Ampel ist ja wirklich der absolute Blödsinn!“ mischt er sich ein. Den Verkehrsverantwortlichen hatte ich zwecks Interview an die Ampel bestellt. Ihn für das Interview von den Anwohnern zu befreien ist nicht ganz einfach.

Marco Müller und seine Nachbarn lassen langsam vom Beamten ab und verabschieden sich mit einer gewissen Genugtuung. Eine Passantin deutet auf die Ampel und bemerkt noch: „Celui qui a inventé ça est fou. Connard!“

Die Ampel steht auch zwei Monate später noch. An einem Auto in Biel sehe ich einen Aufkleber: „Weg mit der Ampel an der Mettstrasse!“.

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