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Das Leid (mit) der Zweisprachigkeit

„Ah, dann bist du bilingue!“ ist meistens die Antwort, wenn ich meinen zweisprachigen Fernsehsender TeleBielingue erwähne. In Biel, der Stadt die sich der Deutsch-Französischen Zweisprachigkeit  rühmt wie keine Zweite. Und obwohl ich seit meiner Anfangszeit bei TeleBielingue meine Französischkenntnisse ungemein ausgeweitet habe, bin ich doch sehr weit von der tatsächlichen Zweisprachigkeit entfernt.

Das wurde mir an der letzten Stadtratssitzung von Biel wieder schmerzlich bewusst. Die meisten Themen sind relativ uninteressant. Bis auf die dringliche Interpellation von Stadtrat Pascal Bord, dessen Nachforschungen ergeben haben, dass 90% der Kaderstellen im Generalsekretariat der Gemeinde Biel von Deutschschweizern besetzt sind. Und das, obwohl fast 43% der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Romands sind! Kein gutes Zeichen für die Zweisprachigkeit in Biel, da ist man sich einig. Die gesamte Debatte wird selbstverständlich in schnellem Französisch geführt, und ich habe meine liebe Müh damit, die politischen Fachausdrücke für die Gemeindeorgane zu übersetzen. Leicht panisch merke ich, wie ich in der Diskussion den Faden verliere. Meine französischsprachige Kollegin vom Radio Canal 3 français sieht es mir wohl an, und bietet mir an, das anschliessende Interview gemeinsam zu machen. Gerettet! Danke Alexandra!

Meist muss ich mich in französischsprachigen Interviews selbst durchschlagen. Aber rein französische Interviews mache ich immer noch lieber als Zweisprachige. Der Vorteil an zweisprachigen Interviews ist ganz klar: Das Interview muss nicht übersetzt werden und es kommt bei den Zuschauern besser an, als ein Interview mit Voiceover. Der Nachteil ist die Schwerfälligkeit. Die interviewte Person sagt auf Deutsch oft nicht genau dasselbe wie auf Französisch. Und nachfragen ist schwierig, die genau Frage muss ich mir merken und auf französisch ebenfalls genau so stellen, damit die Antworten möglichst übereinstimmen. Schliesslich muss der Beitrag am Schluss sowohl auf Deutsch wie auch auf Französisch derselbe sein.

Das Thema Zweisprachigkeit wird also im Bieler Stadtrat zum wiederholten Mal ausdiskutiert, und wie immer verspricht man Besserung. Hoffentlich bessert sich auch mein Verständnis in der französischen Sprache.

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